Vor 100 Jahren haben 68 Gramschatzer Kriegsgedienten aus dem Ersten Weltkrieg einen Kriegerverein gegründet. Sie wollten an ihre gefallenen Kameraden erinnern und das Erlebte mit Kameraden verarbeiten, die ähnliches wie sie durchgemacht hatten. In Gramschatz waren zwölf Männer aus dem Ersten Weltkrieg nicht mehr heim gekommen. Zum Gründungsjubiläum gestaltet die Soldaten- und Reservistenkameradschaft einen Friedensgottesdienst.
Bei der Gründungsfeier des Vereins am 5. August 1923 im sogenannten Krisenjahr der Weimarer Republik wurden eine Fahne und das Kriegerdenkmal gesegnet. Die Fahne hat damals sechs Millionen Mark gekostet. Und das Kriegerdenkmal aus Sandstein zwei Millionen. Ludwig Hauck aus Estenfeld hatte einen Landwehrmann in Kriegsausrüstung dargestellt.
Nach der Währungsreform im November 1923 konnten sich der Kriegerverein unter dem ersten Vorstand und Bürgermeister Alois Kistner nur wenige Jahre in Ruhe entwickeln. Im Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler, 1937 musste sich der Gramschatzer Kriegerverein dem Nationalsozialistischen Reichskriegerbund angliedern und 1943 wurde er ganz verboten.
Im November 1955 wurde die Bundeswehr gegründet und vier Jahre später gab es in Gramschatz die Neugründung der Soldaten- und Kriegerkameradschaft. 37 Kriegsteilnehmer trafen sich dazu 22. November 1959 in der Gastwirtschaft Jägerstüble. Nachdem immer mehr Reservisten der Bundeswehr dem Verein beitraten, wurde die Kameradschaft 1978 zur „Soldaten- und Reservistenkameradschaft Gramschatz“ umbenannt.
Ihr Vereinszweck war die Neugestaltung und Erhaltung des Ehrenmals für gefallene und vermisste Soldaten, die Pflege der Kameradschaft sowie die Unterstützung des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge und des Verbands der Kriegsbeschädigten (VdK), der heute „Sozialverband VdK Deutschland“ heißt. Im Zweiten Weltkrieg waren in Gramschatz 24 Soldaten nicht mehr heimgekommen. 16 sind gefallen, acht wurden vermisst.
Im Laufe der Jahrzehnte ist die Soldaten- und Reservistenkameradschaft Gramschatz ihrem Auftrag treu geblieben. Sie unterstützt weiterhin den Volksbund und pflegt die Gemeinschaft und das Gedenken. „Dennoch besteht der Verein nicht aus Militärnostalgikern, sondern aus Menschen, die demokratische Werte schätzen“, verdeutlichte Bezirksgeschäftsführer Oliver Bauer beim Festkommers im März anlässlich der Gründung vor 100 Jahren.
Sich für Kameradschaft, Frieden und Freiheit einzusetzen, das sieht Bürgermeister Bernhard Weidner als hohes Gut. „Unser Ort, unsere Gesellschaft und unser Land braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen und sich einbringen“, lobt er.
Die Kameradschaft hat einen festen Platz im Kreis der örtlichen Vereine. Sie engagiert sich beim jährlichen Christbaummarkt, führt zusammen mit dem Anglerverein Fischerfeste durch und organisiert für die Mitglieder Ausflüge, Veranstaltungen und Wanderungen. Der Verein gestaltet die Volkstrauertage und pflegt die Verbindung zu aktiven Soldaten im Auslandseinsatz und zu aktiven Soldaten und Reservisten.
Ihr 100-jähriges Jubiläum will die Soldaten- und Reservistenkameradschaft mit einem Friedensgottesdienst, einem kleinen Festakt am Ehrenmal und einem Kameradschaftstreffen würdigen. Dazu werden Ehrengäste erwartet. Schirmherr und Festredner wird Landrat Thomas Eberth sein.
Aktuell hat die Soldaten- und Reservistenkameradschaft Gramschatz 70 Mitglieder. Seit 1997 ist Franz-Josef Wiesner erster Vorsitzender. Ihm zur Seite stehen sein Stellvertreter Gottfried Kraus, Kassiererin Gertraud Kuhn und Reservistenbetreuer Christian Engelhardt. Die ältesten Mitglieder sind Gottfried Kraus, Hermann Stark, Egon Rothenhöfer und Erhard Mehling. Sie sind Reservisten der Bundeswehr und seit über 50 Jahre im Verein.
Ihr 100-jähriges Gründungsfest feiert die Soldaten- und Reservistenkameradschaft zusammen mit dem 40-jährigen Bestehen des Anglervereins Gramschatz. Am 17. Juni ab 16 Uhr und 18. Juni ist das Fischerfest rund um die Schutzhütte am kleinen See mit „Gramschter Makrelen“ und weiteren Fischspezialitäten sowie einer Kaffee- und Kuchenbar.
Der festliche Friedensgottesdienst ist am Sonntag, dem 18. Juni um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Cyriakus.